Regie:
Olga Koch Genre: doku, familienfilm, experimental Jahr: 2009 Format: unkomprimiertes Vide Länge: 82 min
Kamera: Olga Koch Drehbuch: - Produzent: -
Darsteller: -
Ton: Olga Koch, Tonbearbeitung: Jochen Jezussek, Christian Obermaier Musik: - Schnitt: Olga Koch webside: www.misscut.com
Inhalt: Ein Reisebericht einer Nichts Verstehenden, ein nonverbaler Film in dem pausenlos geredet wird. Meine Mutter hörte auf Russisch mit mir zu sprechen, als ich ungefähr zwei Jahre alt war. Ich besuche meine Familie in Weißrussland zum ersten mal, meine Mutter zum ersten mal seit vielen Jahren. Ich filme lange Gespräche, die ich nicht verstehe, Autofahrten, Essen, Singen, Tanzen und Geschichten Erzählen. Abschiede folgen auf Momente des Wiedersehens - in der Stadt, auf dem Land und auf dem Friedhof. Aber auch Auseinandersetzungen und Konflikte die entstehen, zwischen den Welten Ost und West, den Generationen und im Inneren, auf den Gesichtern der Protagonisten. Später übersetzte ich alles, und filtere heraus, was zum Schluß der Film wird. - Probleme bleiben, egal wie lang und weit man weggeht und Familie bleibt, auch wenn man in verschiedenen Welten lebt.
warum gescheitert: Ich denke der Film hat es vor allem durch seine Form schwer, die aber gleichzeitig auch zum großen Teil das Besondere an ihm ausmacht. Er wurde bisher von allen Festivals abgelehnt, obwohl es in der Uni und bei inoffiziellen Vorführungen immer sehr positive Reaktionen gab. Ich denke, dass die meisten Leute sich entweder gar nicht auf den sehr persönlichen, intimen Inhalt einlassen können oder wollen, oder sie im Gegenteil sehr berührt sind und sich in irgendeiner Weise identifizieren können. Der eigenwillige Stil, harte Schnitte und zum Teil (im wahrsten Sinne des Wortes) schwindelerregende Kameraführung, machen den Film je nach Sehgewohnheit für den einen mehr, den anderen weniger zugänglich. Der Betrachter wird ohne Erklärungen ins Geschehen hineingeworfen. Darauf muß man sich einlassen, ohne erstmal zu wissen, wohin die Reise geht. Der Film entfaltet sich in seiner ganzen Aussagekraft nur Stück für Stück, während sich der Betrachter, so wie ich selbst auf dieser Reise, ständig in Ungewissheit und einem gewissen Chaos aus Menschen, Orten, Sprache und Stimmungen bewegt. Auch persönlich fühle ich mich in gewisser Weise am Film gescheitert. Die Ereignisse dieser zweiwöchigen Reise haben mich während der drei Jahre, in denen er entstand, ständig begleitet und sind in dieser Zeit zu einem großen und wichtigen Teil meines Lebens geworden. Jetzt muß ich feststellen, dass der Rest der Familie natürlicherweise weitergegangen ist, und dass der Film oder die Ereignisse ihnen vielleicht lange nicht so viel bedeuten wie mir.
Unser Kommentar: Man muss schon lange Wurzeln haben, wenn man weit von der Heimat leben will. Viele Russen haben ihr Land verlassen oder verlassen es gerade. Ob aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen spielt keine Rolle. Was verbindet ist der Familiensinn und der fragt nicht danach, wie es ist dort draussen? Zu sehr schwer wiegt das Leben der Daheimgebliebenen mit all den Problemen des Alkoholismus, der Armut und der Perspektivlosigkeit. Eine unprätenziöse Doku einer Reise in die Vergangenheit einer Familiengeschichte, aufgespannt zwischen Sehnsucht und Fernweh.