Regie:
Sylvie Bantle Genre: Dokumentarfilm Jahr: 2008/200 Format: Mini DV Länge: 88 min
Kamera: Sylvie Bantle, Alexander Devasia, Bernhard Horwatitsch Drehbuch: Sylvie Bantle, Bernhard Horwatitsch Produzent: Alexander Devasia
Darsteller: Sylvie Bantle, Alexander Devasia, Bernhard Horwatitsch
Ton: Sylvie Bantle Musik: Markus Schwaiger, Simone Weigand Schnitt: Sylvie Bantle webside: www.alexanderdevasia.com
Inhalt: Erinnern ist auch ein bisschen wie Träumen! Beides ist keine exakte Wissenschaft und birgt doch tiefere Wahrheiten. Die Epoche unserer Eltern, Großeltern und Urgroßeltern im Spiegel verfemter Schriftsteller/Innen. Ausgangspunkt ist die Büchersammlung des Privatmanns Georg P. Salzmann, in dessen Haus sich über 10000 Bücher stapeln, Werke, die einst verboten und verbrannt, heute fast vergessen sind. Was hat das mit uns zu tun? Über eine sehr persönliche Annäherung blickt die Filmemacherin, Künstlerin und Globetrotterin, gemeinsam mit dem Schriftsteller Bernhard Horwatitsch in die Vergangenheit ihrer deutschen Heimat. Gefunden werden Querdenker, Widerständler und Außenseiter – damals ausgestoßen, heute aus dem kollektiven Gedächtnis gelöscht. Warum ausgerechnet sie? Vor der Kulisse Münchens – einst ‘Hauptstadt der Bewegung‘ – entstand ein poetischer Dokumentarfilm mit ungewöhnlichen Einsichten und Elementen, wie z.B. die Inszenierung von Charlotte Beradts Traumsammlung der Bevölkerung zwischen 1933-1939, oder die heutigen Erfahrungen der Familien-Therapeutin Susanne Bender. Was ist mit den Emotionen geschehen? Wo ist ihr Versteck …
warum gescheitert: Der Film hat zwar zum großen Teil schon Zugang zum Publikum gefunden – zu manchen auch nicht, aber generell oft kontroverse Diskussionen ausgelöst. Es gab sogar Zuschauer, die gar überwältigt und ganz neu angeregt waren. Es gab solche, die mit Wut auf die Filmemacher reagiert haben. Bei TV-Redaktionen und Festivals ist der Film nirgendwo angenommen worden, trotz teils persönlichen großen Bemühens. Das wunde Thema deutsche Vergangenheit zusammen mit dem Fokus auf das kollektive Trauma – obendrein bearbeitet von einer namenlosen Nichtjüdin – scheint bei der Medienlandschaft eine – noch – zu große Abwehr auszulösen. Seine lyrische Form und unübliche Herangehensweise entspricht wohl nicht den Vorstellungen der TV-Macher und Festival-Elite, wie man mit diesem deutschen großen Thema umzugehen hat.
Unser Kommentar: Brandlöcher sind Überreste eines Ereignisses. Sie hinterlassen etwas, dass nicht mehr existiert. So paradox es klingt: Sie sind Zeugnisses einer Existenz. Einer Existenz von Geistern die glühend ihre Ideale gelebt haben. Diese persönliche Sicht auf Autoren, die ihre Werke in den Flammen braunen Irrsinns haben lodern sehen und nun der Vergessenheit anheimfallen, zeugt von einer moralischen Integrität, die man gerne auch von unseren heutigen Volksvertretern erwarten möchte. Denn das ist das einzige Manko dieses Filmes: er kommt aus Bayern! Nirgends waren stiernackige Xenophobie und selbsgefälliges Volksgedönse enger verbandelt als in dieser voralpinen Hochburg des ewigen Verdrängungswettbewerbes. Ein Nicht-Hin-Sehen-Wollen, gepflegt von einer bis in den Schwachsinn mutierte bierseelige Bespassungsgesellschaft offenbart noch heute die Wunden, die über Generationen - fast als sei die Nazi-Schuld eine Erbschuld - schweigend weitergereicht wurden. Diese psychoanalytische Sicht eröffnet noch mehr: die ahnende Angst vor unseren Vorfahren. Um es allgemeimer auszudrücken: das Gewissen, also das Wissen um unsere Geistesgeschichte.